Historisch

Mythologische Tradition trifft realistische Interpretation


Klytaimnestra ist die Thronerbin Spartas, ihr steht ein blühendes Leben bevor, so wurde sie erzogen zu herrschen, zu lenken und zu entscheiden. Doch ihr Vater ist zum Wohl des Königreiches gezwungen seine Töchter als junge Mädchen mit den Prinzen von Mykene zu verheiraten. Klytaimnestra lässt ihr Schicksal über sich ergehen, doch schafft sie es sich in der Rolle der sittsamen Frau Agamemnon unterzuordnen? Wird Helena bei Menelaos die bedingungslose Liebe finden, von der sie so viel gehört hat und nach der sie sich so sehnt oder hat das Leben andere Pläne mit den Schwestern?

Zitat: „… fragte sie sich, warum sie es so eilig hatte eine Frau zu werden. Wie dumm sie gewesen war. Frau sein war merkwürdig und schmerzhaft und entwürdigend. Und es gab kein zurück.“

Der trojanische Krieg, viel besungene Helden, große Schlachten, ein episches Drama, Jahrtausende alt. Doch gab es Troja, Sparta und den Krieg der beiden wirklich? Claire Heywoods Interpretation dieser Geschichte ist von etwas mehr Realismus durchzogen und legt ihr Augenmerk auf die Prinzessinnen von Sparta, deren Anteil an der Saga kein unwesentlicher ist. Sie verzichtet komplett auf das Wirken der Götter und bricht einen Jahrtausende alten Erzählstil dieser Geschichte. Die Götter bleiben als Glaube an sie immer noch ein Bestandteil, doch in diesem Buch nehmen sie keinen Einfluss auf das Geschehen. Für viele Situationen gibt es realistische Erklärungen der Handlungen und Entscheidungen aller statt dem zutun der Götter, was mir wirklich gut gefallen hat. Sie spart auch Szenen so weit aus, dass zwar relevante Schlüsselmomente ihre Erwähnung finden, die Handlung sich jedoch nicht in Homers Ausführungen des Versprechens oder der Schlacht selbst, verliert. Der Verzicht auf das Wirken der Götter machte die Geschichte und die Darstellung der Frauen so viel menschlicher und brachte uns der der Gefühlswert so viel näher, als wären sie nur Werkzeuge der Götter gewesen. Viele „Warum?“ Fragen fanden hier eine realistische, wenn auch fiktive Begründung. Es ist definitiv möglich dieses Buch ohne Vorkenntnisse zu lesen, da relevante Details ihre Erwähnung finden und das Buch den trojanischen Krieg nicht näher behandelt. Wer tiefer in die Materie und die Geschehnisse rund um die restlichen Beteiligten dieser Schlacht oder Homer ähnlichere Interpretationen möchte, sollte danach zu weiterer Lektüre greifen. Ich habe mit beiden Frauen sehr gelitten und mitgefühlt. Insgesamt war mir der Verzicht auf einige Details und die nur kurze Erwähnung einiger Personen lieber als das doch sehr umfassende Thema und die vielen Charaktere nur halbherzig abzuhandeln. Hier lag der Fokus auf den weiblichen Protagonistinnen ihre Trauer, Wut, Entsetzen, Hoffnung, Sehnsucht und Angst konnte Claire Heywood uns hier wirklich spüren lassen. Leider ist sie bei manchen Sätzen zu sehr in der Realität der damaligen Zeit versunken, deren kritischen Inhalt sollte man mit etwas Abstand betrachten und hinterfragen. Meiner Meinung nach wären die Szenen auch ohne diese ausgekommen bzw. hätte man das umformulieren können.

Fazit: Claire Heywood geht neue Wege durch alte Geschichten. Ihr Ansatz, für Schlüsselmomente realistisch Beweggründe zu setzen, statt alle Personen reine Marionetten der Götter sein zu lassen, gefiel mir wirklich gut.

Einen großen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das bereitstellen und NetGalley für die Vermittlung des Rezensionsexemplars.

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