Wild, Wild, Old
Harry wird nach langer Haftstrafe endlich entlassen doch statt, sein Leben endlich außerhalb von geschlossenen Türen zu genießen wird er direkt an ein Altersheim übergeben. So war der Deal mit dem Richter und bis zu diesem Tag klang der auch ganz gut. Eigentlich sollte ab jetzt sein Leben nach Freiheit riechen, doch hier müffeltes nach alten Menschen, pampigem Fraß und nach Dingen über die Harry gar nicht genauer nachdenken möchte. Nicht mal auf seinem Zimmer kann er in Ruhe auf sein Ende warten, denn zu allem übel hat er auch noch einen Zimmergenossen. Diesen erwischt er prompt bei dem Versuch sich das Leben zunehmen. Herr Gott nochmal, vielleicht war der Knast doch nicht so schlimm. Als sich Lothar noch ungebeten zu Harry und Rolf dazugesellt ist endgültig das Maß voll, wo ist er hier nur hingeraten? Schon bald äußert Lothar jedoch einen grauenvollen Verdacht. Auch wenn das hier ein Altersheim ist und der Tod kein gänzlich Unbekannter ist, scheinen einige Bewohner unerwartet und vor ihrer Zeit zu gehen. Möglicherweise treibt ein Todesengel hier sein Unwesen. Dem sollte nun wirklich mal wer auf den Grund gehen und da die drei gerade nicht wirklich was zu tun haben, beschließen sie der Sache nachzugehen. Mit etwas Hilfe legt sich das Trio Infernale auf die Lauer.

Wer den Donnerstags-Mord-Club mochte, wird auch mit Harry, Rolf und Lothar schnell warm werden. Zu den Protagonisten gibt es zwar eher nur das Setting als Parallelen, dennoch können die drei mit ihren ganz eigenen Kauzigkeiten schnell überzeugen. Harry als harter Hund der Truppe, der doch gar keine Truppe wollte, sich dieser auch nur echt widerwillig anschließt und das bei jeder Gelegenheit mürrisch kundtut. Rolf, der zwischen kleinkindlicher Euphorie und Tränen Ausbrüchen schwankt und Lothar mit seiner ehrlichen Berliner Schnauze. Doch wer hier denkt, dass langweilige Befragungen zwischen Schachpartien und dem Nachmittagskaffee stattfinden liegt falsch. Die Ermittlungen erfordern Taktik und das ein oder andere waghalsige Manöver, so dass die alten Knochen teilweise ganz schön ins knacken kommen. In ersten Teil lernen wir die Protagonisten etwas kennen, wobei der Fall dennoch nie zu kurz kommt, ins stocken gerät oder die Geschichte langatmig wirkt. Das sonst so übliche abschweifen im Cosy Crime Bereich, musste ich dieses Mal nicht durchstehen. Mein absolutes Highlight war der Berliner Dialekt von Lothar. Was soll ich sagen, ich liebe es einfach. In punkto sächsischem Dialekt müssen wir allerdings noch etwas nachbessern. Trotz kurzem Gastauftritt hat der Sachse den Sachsen nicht erkannt. Zusammenfassend war ich, entgegen meiner anfänglichen Skepsis (Self Publisher- das gebrannte Kind scheut nun mal das Feuer) durchweg positiv überrascht. Ein kurzweiliges Abenteuer, was mich durchweg wirklich gut unterhalten hat und nicht voller Rechtschreibfehler war, wie man das ja schon teilweise bei großen Verlagen ertragen muss. Keine 0815 Protagonisten, ein Fall, der für Überraschungen sorgte und ein Ende, dass einen definitiv auf einen weiteren Fall hoffen lässt.
Fazit: der Titel hält, was er verspricht. 3 alte Herren, dank denen es wild x 2 zugeht. Vor solch raudisch, rüstigen Rentner sollte man sich in acht nehmen, wenn man böses plant.