Ehen scheitern nicht, sondern Menschen
Die schottischen Highlands, eine alte Kapelle umgebaut in eine Unterkunft und ein letzter Versuch zu kitten, was längst zerbrochen ist. Adam Wright ist trotz seiner Gesichtsblindheit ein bekannter Drehbuchautor, Amelia Wright kümmert sich im örtlichen Tierheim um ausgesetzte Tiere. Hat ihre Ehe eine Zukunft? Denn dieses Wochenende ist kein Zufall und einer der beiden lügt. Jedes Jahr schrieb seine Frau an ihrem Hochzeitstag einen Brief, den sie Adam nie zeigte, bis zu diesem Wochenende…
Alice Feeney beherrscht den Plot Twist wie keine zweite. Man vermutet nichts spektakuläres und mit einem Schlag ändert sie die Sichtweise und die komplette Handlung ist in einem anderen Licht. Zu Beginn wird deutlich, dass Adam und Amelia sich nicht mehr viel zu sagen haben, ihr Ehe hängt am seidenen Faden. Adam ist von seiner Arbeit besessen und Amelia fühlt sich ungesehen von ihrem Mann, was nicht nur an seiner Prosopagnosie liegt. Er ist unfähig Gesichter zu erkennen, auch das seiner eigenen Frau. Dank der Briefe die seine Frau ihm zu den Hochzeitstagen geschrieben hat, bekommen wir einen Rückblick. Dem qualvollen sterben dieser Ehe beizuwohnen, war unangenehm, vorherzusehen und auch wenig spannend. Die typischen Tiefen an denen man in 10 gemeinsamen Jahren ebenso vorbei kommt. Zwischendurch werden die Vorkommnisse in der alten Kapelle immer mysteriöser und bald schon ist klar, irgendwer spielt hier falsch. Ich hatte zwar so meine Vorahnung was den Plot Twist betreffen könnte, trotzdem hat mich die Umsetzung mehr als umgehauen. Auch die zunächst als lang und anstrengend empfundene Vorgeschichte entpuppte sich als wichtig. Feeney pickt sich, für uns zunächst belanglose, Details aus dieser heraus und verwebt sie zu ungeahnten Fallstricken. Deswegen sollte man der Handlung aufmerksam folgen. Dank der passenden Länge der Tracks wurde die Wirkung der Cliffhanger wunderbar rübergebracht. Begeistert hat mich, dass es sowohl eine Sprecherin, als auch einen Sprecher gab. Dank der tollen Vertonung der Charaktere und der Erwähnung der aktuell erzählenden Person behielt man zu jeder Zeit den Überblick. Vanida Karun und Oliver Schönfeld brachten sowohl die Atmosphäre als auch die Stimmungen und Gefühle wunderbar zum Ausdruck. Die Kombination aus der guten Story und der qualitativen Vertonung ist definitiv hörenswert.
Fazit: eine hochwertig vertonte Geschichte, mit einer harmonisierenden Sprecher-Rollen Beziehung, bei der es sich mehr als lohnt dran zu bleiben. Die Auflösung wird sie umhauen.
Einen großen Dank an den Argon Hörbuch Verlag für das bereitstellen des Rezensionsexemplars.