Fantasy

Als Helios Strahlen erlosch

In Überstadt hat alles seine Ordnung, jeder seine Aufgabe, denen die meisten Geschöpfe gewissenhaft nachgehen. Jahr für Jahr macht der Zirkus am Rand der Stadt halt. Auch wenn die meisten sie für aussätzige, verlorene Seelen halten, können der Neugierde über den tätowierten Tod, einem einarmigen Artisten oder einer bärtigen Dame, die wenigsten widerstehen. Ein bedrohlicher Schatten legt sich über diese schillernde Atmosphäre, als der strahlende Zirkusdirektor Helios in seinem Wagen ermordet aufgefunden wird. Für Sutten, den Polizeichef ist der Fall eindeutig und der Täter alsbald hinter Gittern. Doch für Skarabäus Lampe stinkt der Fall gewaltig, der Detektiv muss den wahren Mörder finden, bevor ein Unschuldiger bestraft wird. Der Kreis der Verdächtigen wächst jedoch stetig und Lampe läuft die Zeit davon.

Vereinfacht dargestellt würde ich „Das Strahlen der Herrn Helios“ als Sherlock meets Zoomania bezeichnen, doch das wäre nur ein grober abriss, denn der Inhalt ist schon einiges mehr als sich auf diesen ersten, einfachen Blick erkennen lässt. Meike Stoverock ersinnt hier einen Kriminalroman und versetzt diesen in eine Fantasie Welt, deren Darsteller Tiere sind. In Überstadt tragen sie Kleider, bewegen sich auf zwei Beinen, gehen berufen nach und haben die zivilisierte Übereinkunft, sich nicht gegenseitig zu fressen. Doch wie in jeder Zivilisation und sei sie noch so kultiviert, gibt es Vorurteile, Dogmen, Stigmata, Ausgrenzung, illegale Handlungen und Verbrechen. Letzteres nimmt sich Skarabäus Lampe, seines Zeichens Detektiv, an. Die Adaption seines Namens, vom altdeutschen Sprachgebrauch, in der, der Hase immer als Meister Lampe bezeichnet wurde, gefiel mir von Anfang an sehr gut. Der Charakter war schön ausgearbeitet. Gefühlt gibt es ja immer parallelen zu diesem einen, gewissen Detektiv, doch Skarabäus konnte sich etwas absetzen. Sein Faible für die Entomologie, seine allerliebste Haushälterin und nicht zuletzt wegen seines kleinen, ungestümen Freundes. Die Idee hinter dem Kriminalfalle, war in meinen Augen gut, der Genre Mix brachte mich dennoch ab und an ins straucheln. Der Spannungsbogen hat leider immer wieder Tiefs, da zwischendurch Erläuterungen über das Leben der Tiere die Story kreuzten, was den Fall ausbremste. Es passte zwar immer in die Situation und war interessant, doch war es gleichzeitig auch immer ein break. Witziger weise waren es mir auf der Fantasieebene zu wenige Details. Ich hätte gern mehr über die Bewohner von Überstadt erfahren, nur einfach nicht als grätsche in die Ermittlungen. Die Idee des Genre-Mixes gefiel mir sehr gut, bei der Umsetzung eines flüssigeren Leseflusses ist allerdings noch etwas Luft nach oben. Man spürt förmlich den Verdruss der Autorin, über viele aktuelle Themen unserer Welt, es weht ab und an einen sozial kritischen Hauch, der zwar leicht zu erkennen, jedoch nie zu dominant ist. Ihr Statement für Gleichberechtigung und Akzeptanz blieb immer klar definiert. Leider stieß mir unter genau diesem Gesichtspunkt die Darstellung der bärtigen Dame auf, der als Walross selbstverständlich eine gewisse Leibesfüllen zu eigen ist. Die jedoch, zu meinem bedauern in jeder einzelnen Szene durch eben jene überall aneckt, Dinge zerstört oder zu Boden befördert. Bei so viele sozial kritischem Unterton hätte ich mir eine weniger klischeehafte Darstellung von Körperformen gewünscht, doch das sei lediglich als Randnotiz gesagt.

Fazit: 3,5 Sterne – Ein Kriminalfall mit tierischen Protagonisten, in einer Fantasie Welt. Die Idee konnte sehr bei mir punkten, die Umsetzung eines harmonischeren Leseflusses hat aber noch Luft nach oben.

Einen großen Dank an die Hobbit Presse aus dem Klett – Cotta Verlag, für das bereitstellen des Rezensionsexemplars.

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