Thriller

Der Wahnsinn der Unendlichkeit

Als Alexander Berger 1911 mit seinem Team an das Ende der Welt aufbricht, um einen der letzten unbekannten Flecken dieser zu kartographieren, ahnt er nicht welches drastische Ende diese Expedition haben wird. Nicht weit gekommen, auf einem Plateau, am kältesten und unwirtlichen Ort auf der Erde sterben viele der Teilnehmer. Stürze in Gletscherspalten, Erfrierungstod und von Wahnsinn getriebene Flucht in den Schneesturm dezimieren Bergers Team Tag für Tag. Vom Tod umgeben entdecken die letzten Überlebenden dieser Expedition einen merkwürdigen Schacht, der senkrecht und ohne erkennbares Ende tief in die Erde führt. Mehr tot als lebendig werden Berger und ein paar Teilnehmer geborgen, doch der mysteriöse Schlund lässt ihn nicht los. So kehrt er mit neuen Kräften und einem Teil des alten Teams zurück um dem Geheimnis dieses Abgrundes zu erforschen. Der Abstieg in die Dunkelheit beginnt, in der Tod und Wahnsinn schon längst lauern.

Andreas Gruber, ein Fan der alten Horror Meister, wollte nie einen historischen Roman verfassen. Doch die dramatischen Expeditionen in der Antarktis, Anfang des letzten Jahrhunderts ließen ihn nicht los und so kam es vor 15 Jahren zur Geschichte des Eulentors. 2021 erschien die hier vorliegende Neuauflage in überarbeiteter Version, ergänzt um einen, in der Neuzeit spielenden, Handlungsstrang. Das Eulentor ist ein Mystery Thriller in zum Teil historischem Setting und mit Horror Elementen. Der neuzeitliche Einstieg braucht nicht lang um eine bedrückend bedrohliche Stimmung aufzubauen. Statt aber wahllos durch ein Repertoire an gruseligen Momenten zu stürzen lässt Gruber gekonnt die Hintergründe für das Grauen in der Station Revue passieren. Somit nimmt die historisch angehauchte Komponente einen Großteil des Buches für sich ein. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich für diese Lektüre entscheidet. Für mein Empfinden war dieser Teil sehr gut gelungen. Gruber schafft es die Einsamkeit dieses unwirtlichen Ortes gut rüber zubringen. Die Verzweiflung über das Scheitern, den Drang, Mut und die Hoffnung bahnbrechendes zu entdecken und der Wahnsinn, der fortschreitend um sich schlägt sind bildgewaltig umgesetzt und deutlich spürbar für den Leser. Die Horror-Mystery Komponente lässt es vielleicht schon erahnen aber natürliche Erklärungen sucht man hier vergebens. Der Horror war für mein empfinden, weil nicht dauerpräsent, gut umgesetzt. Menschen die unerklärlichem auf den Grund gehen wollen, jedoch wissenschaftlich in allen Zeitepochen an ihre Grenzen stoßen und dabei ungeahnte Schrecken freisetzen, derer sie nicht Herr werden können. Schrecken, die quasi ihren schlimmsten Alpträumen zu entspringen scheinen. Gruber zeigt hier, wie auch in seiner Todesreihe, dass fesselnde Geschichten einfach sein Metier sind und dass ein gelungener Story Aufbau auch in historischem Kontext funktionieren kann. 

Fazit: für mich ein wirklich stimmiger Mix aus historischem Setting und mysteriösen Horror Elementen. Stimmungsvoll, interessant und zuspitzend in einer Geschichte verpackt. 

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